Ein Schuss fällt, Sand wird aufgewirbelt. Laut trampelnd bahnt sich ein Dutzend Kamele ihren Weg durch die Wüste, laut keuchend, aber mit einem Willen, der seinesgleichen sucht. Männer stürzen sich auf die Bahn vor einige gut 700 Kilogramm schweren Tiere, die in der Hitze des Gefechts die Orientierung verloren haben und anstatt in Richtung Ziel versuchen, aus der Bahn auszubrechen. Hektisch knallen Ruten an die Seiten der Kamele, doch woher dieses Knallen kommt, erschließt sich erst auf den zweiten Blick.
Wir befinden uns am Rande der Stadt Al Dhaid im Emirat Sharjah. Sie ist Schauplatz der Qualifikation für die große Kamelrennmeisterschaft Ende März in Abu Dhabi, wo hunderte Kamele für ihre Besitzer um Ruhm und Ehre laufen. Es gilt, vor allem die Gegner aus Quatar und Saudi Arabien zu schlagen. Die Männer, die mit ihren Kamelen oft lange Anreisen durch die Wüste in Kauf nehmen, kommen aus allen Schichten. Viele stammen aus alten Beduinen-Familien, auch Scheichs und einfache Beamte finden Gefallen an den Rennen.
Dubais kleiner Bruder
Al Dhaid liegt 60km von Sharjah-Stadt entfernt, einem aufstrebenden Zentrum für Tourismus, Kultur und Wirtschaft. Das Emirat mit rund einer Million Einwohnern grenzt direkt an Dubai, und unterscheidet sich auf den ersten Blick kaum von seinem berühmten Nachbarn: Die drei künstlich angelegten Lagunen zeichnen ein romantisches Bild einer Stadt, die von modernen Wolkenkratzern und scheinbar alten Moscheen geprägt ist. Geländewägen stauen sich auf dem Weg nach Dubai, wo viele ihren Arbeitsplatz haben aber Sharjah-Stadt der billigeren Mieten wegen dem großen Bruder vorziehen.